Thailand – freies Land

Es war für uns der erste Besuch in Thailand. Wir hatten keine besonderen Erwartungen, aber nach unserem Aufenthalt sind wir tief beeindruckt. Thais, Erben Siams, sind stolz Thais zu sein – und das zu Recht: Im Gegensatz zu den meisten umliegenden Nationen haben sie den politischen Balanceakt geschafft, der Kolonialisierung zu entgehen, das eigene kulturelle Erbe weitestgehend zu erhalten und sich dennoch dem Westen wirtschaftlich zu öffnen.
Länder-Überblick
Thailand ist der Nachfolgestaat Siams. Zu beiden Begriffen waren unsere Vorstellungen anfangs eher wage: Klar, bei Thailand fallen einem das leckere Essen, die Traumstrände, die Inseln und der Sex-Tourismus ein. Aber Siam? Am ehesten verbindet man damit wohl noch eine Katzenrasse oder eineiige Zwillinge, deren Gliedmaßen sich im Mutterlaib nicht vollständig voneinander gelöst haben. So war es eine Herausforderung für uns, sich erst einmal mit der Materie auseinanderzusetzen, um den Laienstatus abzulegen…
Die politische Situation Thailands der letzten Jahrzehnte ist eher instabil, doch der Durchschnittsbürger nimmt davon wenig Notiz. Man hat sich daran gewöhnt, dass im Schnitt alle fünf Jahre ein Putsch oder Umsturz stattfindet, wobei das Militär im Hintergrund weiterhin fest die Fäden in der Hand hält und so für eine gewisse Kontinuität steht. Schlecht für die Demokratie, gut für die Wirtschaft…
Im Gegensatz zu seinen Nachbarländern verfügt Thailand über ein großes, weit ausgebautes Streckennetz der Eisenbahn, das teils bereits vor 100 Jahren von Deutschen und Britischen Ingenieuren, teils auch erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts von Japanern im Auftrag errichtet wurde.
Wir blieben einen ganzen Monat, ließen es aber eher langsam angehen, beobachteten, arbeiteten, lebten…
Müll-Entsorgung
In Großstädten haben sich mehr oder weniger gute Abfall-Entsorgungs-Systeme etabliert. Auf dem Land dagegen ist jeder selbst für seinen Unrat verantwortlich und betreibt bei Bedarf seine persönliche Verbrennungsanlage, indem alles auf einen Haufen geworfen und in Brand gesteckt wird. Metalle und wertvolle Kunststoffe können dabei weiterverkauft werden… Je nach Persönlichkeit und Handhabung des Grundstückseigners sieht man aber auf der Autofahrt über Land auch Holzhäuser, deren Vorgärten mit Kunststoffflaschen und Verpackungen vermüllt sind. Teils sind ganze Landstriche verunreinigt. Doch beim Bereisen anderer südostasiatischer Länder wurde uns immer mehr deutlich: Dies ist kein thailändisches Problem, sondern ein länderübergreifendes, das vermutlich (mit einigen Ausnahmen) sogar ganz Asien betrifft.
Lady-Boys
Nicht alle Menschen fühlen sich dem Geschlecht des Körpers zugehörig, in dem sie geboren wurden. Das ist auch in Deutschland so. Subsummiert werden diese Leute unter dem Begriff Transgender. In Thailand fiel uns erstmals auf,[1] dass viele weiblich auftretende Männer unseren Weg kreuzten. Klar, man sieht sie auch im Rotlicht-Milieu, aber im Gegensatz zu Europa auch häufig überall anderswo: Auf der Straße, im Restaurant, an der Supermarktkasse oder wo immer man sich bewegt. Überall sind sie präsent. Diese nennt man im Volksmund Lady-Boys, Locals nennen sie Kathoey.
Natürlich sind Lady-Boys auch in Thailand Anfeindungen ausgesetzt. Teils werden sie auch hier aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Unterm Strich jedoch scheinen sie in Thailand weitaus akzeptierter als in unserem Kulturkreis.
Ausblick
Es gibt natürlich weitaus mehr zu sagen über dieses beeindruckende Land mit den freundlichen Menschen. Die obige Themenauswahl ist zugegeben eher intuitiv bis willkürlich. Doch dieser kurze Thailand-Überblick soll fürs Erste genügen. Im folgenden Artikel erzählen wir immerhin ein wenig mehr von unseren bislang vier Zwischenetappen in Thailand…
[1] In Nachbarländern machten wir später die gleiche Beobachtung.