Xiamen – Flair zum Flanieren

Erster Eindruck – eine Stadt mit Charme

Xiamen ist eine Küstenstadt mit Wohlfühlgarantie. Mit dem Schnellzug angekommen, fiel es ungewohnt leicht, sich zu Recht zu finden, sodass wir diesem Aufenthalt von Anfang an sehr entspannt entgegensahen. Das Stadtzentrum liegt auf einer dem Festland vorgelagerten Insel, auf der sich auch unser Hotel und somit der Dreh- und Angelpunkt unseres Aufenthalts befand. Dass das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf hier weit über dem Durchschnitt der Provinz liegt, war überall zu sehen und zu spüren. Das Stadtbild spiegelte dies mit seinen exquisiten Restaurants, luxuriösen Geschäften sowie stylischen Cafés und schick gekleideten Menschen perfekt wider. Auch wenn wir weiterhin mit kleinem Budget reisten, genossen wir diese Atmosphäre.

Gleich am ersten Abend spazierten wir durch die Straßen, wo es nach gegrilltem Fisch roch und Menschen bis spät abends draußen saßen, lachten und tranken. Xiamen hat weniger von der Sachlichkeit und Unruhe, die sonst chinesischen Städten anhaftet. Es wird merklich in die Stadtarchitektur investiert, sodass auch schöne Plätze und Grünanlagen die Straßen zieren. Hier kam das erste Mal seit längerer Zeit wirkliche Urlaubsstimmung auf und wir kosteten die Zweisamkeit in der lauen Abenddämmerung aus.

Auf den zweiten Blick – dem Tourismus angepasst

Den nächsten Tag begaben wir uns auf die Suche nach dem Hafen und der Universität. Aber wie so oft wurden unterwegs andere interessante Plätze entdeckt und so verweilten wir in einem buddhistischen Kloster mit dazugehörigem Park und wunderschönem Aussichtspunkt mit Blick über die gesamte Stadt. Wir wurden Zeuge einer feierlich-religiösen Zeremonie mit Vokal- und Klangschalen-Konzert. Diese betörenden Klänge haben wir mit Carstens Smartphone aufgenommen.

Aber nun ja – da dieses Gerät am darauffolgenden Tag unfreiwillig in das Eigentum unseres Taxifahrers überging, können wir euch den Mitschnitt leider nicht mehr vorspielen. Der Verlust ereignete sich auf dem Weg zur Gu-Lang-Yu-Insel, welche Carsten aufgrund seiner Geschichte und vor allem wegen der Anpreisungen als Ort mit der größten Klavierdichte Chinas unbedingt sehen wollte. Zwar besuchten wir nicht das Klaviermuseum, aber wir hatten dennoch gehofft, zumindest in Cafés oder Privathaushalten den ein oder anderen alten Flügel zu sichten. Zu unserer Enttäuschung bekamen wir jedoch kein einziges solches Tasteninstrument zu Auge. Die beschriebenen historischen Kolonialbauten waren nach europäischem Verständnis größtenteils alles andere als alt. Die Ältesten, die wir entdeckten, von circa 1910. Und auch wenn die Insel einen schönen Sonntagsspaziergang wert ist, ist sie überflutet von Touristen und für diese eingerichtete, vermeintliche Attraktionen. Wir wunderten uns über viele Inselbesucher mit großen Koffern; das Rätsel wurde am örtlichen Sandstrand gelöst. Dort reihten sich ein Dutzend Hochzeitspaare in nur wenigen Metern Abstand zueinander, welche Fotoshootings in diversen Outfits und Strand-Accessoires für ihr Familienalbum schossen. Vermutlich von westlichen Medien beeinflusst, trugen die Bräute durchweg weiße Kleider, obwohl das tatsächliche, finale Hochzeitskleid in China typischerweise rot ist.

Am letzten Tag unseres Xiamen-Aufenthalts besuchten wir die Universität und begegneten auch hier langen Touristenschlangen. Wir liefen an diesen vorbei und betraten den sauberen und für Besucher zurechtgemachten Campus. Studierende suchten wir hier vergebens. Ok – es war an einem Samstag, aber den einen oder anderen fleißigen, zukünftigen Akademiker hätten wir dennoch erwartet.

Ich finde die lokalen Märkte sehr interessant, weshalb wir in so gut wie jeder Stadt einen besuchen. In Xiamen gab es wie erwartet eine große Auswahl an frischem, d.h. lebendigem Fisch und anderen Wasserlebewesen – jedoch auch frisch geschlachtete Rinder, Schweine und Hühner. Außerhalb der Markthalle sind viele weitere Stände in den umliegenden Nebenstraßen zu finden…

Fazit

Eine sehenswerte Stadt sowie Umgebung, welche modern aber trotzdem charmant ist und viel Flair zum Flanieren bietet. Wer keine von Touristen überfüllte Orte mag, sollte sich von der Gu-Lang-Yu-Insel fernhalten. Unter den meist chinesischen Touristen tummeln sich viele, die im Urlaub besondere Ellenbogen-Mentalität zeigen – sei es in der Warteschlange vor der Toilette oder beim Betreten von Attraktionen… Alles in Allem denken wir mit viel Freude an diese Stadt zurück.

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