Pittoreskes Pingyao

Unsere erste Zugfahrt im Reich der Mitte
Per Schnellzug ging es am 29. Juli vom Pekinger Westbahnhof nach Pingyao. Beim Einstieg in den Zug wurde erneut bewusst, dass man es in China mit anderen Dimensionen zu tun hat. Das Suchen und Finden des richtigen Bahnsteigs glich dem Check-In an einem größeren Flughafen: Vom Ticketschalter über eine erste Sicherheitskontrolle bis hin zur Wartehalle am Gate, wo es nach der zweiten und dritten Schnellkontrolle weiter zum Gleis ging. Alleine für diesen Weg innerhalb des Bahnhofs benötigten wir eine gute halbe Stunde.
Die Chinesische Zugfahrtgesellschaft (engl. China Railway Cooperation, CRC) bietet das weltweit größte Hochgeschwindigkeitsstreckennetz und verbindet alle bedeutenden Städte des Landes. Der chinesische Schnellzug ist optisch vergleichbar mit einem ICE oder TGV und bietet für Riesen wie mich selbst in der zweiten Klasse herrliche Beinfreiheit.
Über knappe vier Stunden ging die Zugfahrt, vorbei an Steinbrüchen, gigantischen Baustellen, bei denen ganze Stadtviertel Wolkenkratzer-artiger Wohnblöcke aus dem Boden gestampft werden, endlose Getreidefelder mit Mais- und anderer Bebauung, durch zerklüftete Landstriche, innerhalb derer sich Schluchten, Abhänge und zahlreiche Termitenhügelartig aufragende kleine Berge abwechselten.
In Pingyao machte sich eine Horde Taxifahrer über uns her, jeder mit dem vermeintlich besseren Fahrt-Angebot. Glücklicherweise hatte eine Bahnhofsbeamtin bereits den Tipp gegeben, ins Stadtzentrum den Bus zu nehmen, so dass wir die lechzende Meute getrost links liegen lassen konnten.
Die Stadt – Zusammenfassung und Geschichte
Pingyao ist für chinesische Verhältnisse eher ein Dorf als eine Stadt. Mit seinen circa 50.000 Einwohnern besitzt der Ort etwa die Größenordnung Weimars. Bekannt ist Pingyao für sein mingzeitliches Stadtbild (d.h. 14. Jh.), das von der UNESCO unter Weltkulturerbe gestellt wurde. Angepriesen wurde uns die Stadt von unseren Gastgebern in Beijing als eher untypisch aber heimisch, weil man „dort auch mal gemütlich einen Kaffee trinken gehen“ könne, was sonst hierzulande eher die Ausnahme als die Regel darstellen würde.
Wie bei den meisten Städten mit gut erhaltendem, altem Stadtbild, so war auch Pingyao von einem starken wirtschaftlichen Niedergang betroffen. Während der Qing-Dynastie bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts galt der Ort noch als Chinas beherrschendes Finanzzentrum. Mit dem Aufstieg der Küstenstädte durch westliche Einflussnahme um 1900 verlor die Stadt ihre ökonomische Bedeutung, wodurch jedoch die Innenstadt nicht von Neubauten fragmentiert wurde und deshalb einzigartig homogen erhalten ist. Seither gelten Shanghai und Hongkong als Chinas bedeutendste Finanzmetropolen, Hongkong bis heute mit Wirtschaftssonderzone… dazu in einem späteren Blog-Post mehr.
Doch zurück zu Pingyao. Die Stadt ist malerisch und wunderschön: Nicht nur, dass es eine der ältesten, komplett erhaltenen Stadtmauern zu sehen gibt. Die reich verzierten, kunstvoll gearbeiteten Häuser mit ihren Holzschnitzereien und roten Laternen geben dem Stadtzentrum seinen besonderen Charme. Zwar dominieren Restaurants und Souvenirläden die Straßenzüge, das tut der angenehmen Atmosphäre jedoch keinen Abbruch.
Persönliche Erfahrungen in Pingyao
Bei unserer Ankunft galt es erst mal das reservierte Hotel zu finden. Wir versuchten es erst gar nicht, ohne lateinische Lettern in den Straßen ein Ding der Unmöglichkeit… Ein willkürlich ausgesuchter, nett aussehender Chinese an der Straßenecke telefonierte für uns das Hotel an und bat, uns am Nordtor der Stadtmauer abholen zu kommen. Wenige Minuten später erschien die Hotelbesitzerin mit einem eigens vom Nachbar geliehenem Elektroroller, um uns zu Fuß die letzten Meter zu begleiten.
In Pingyao machten wir es uns für die nächsten drei Tage bequem. Das kleine, günstige und Familien-geführte Hotel verfügte über jene traditionelle Fassade, die typisch für das Stadtbild ist. Wir fühlten uns wohl, wuschen das erste Mal Wäsche im Waschbecken mit Paste, bestellten mangels Sprachkenntnissen Essen nach Bildtafel und übten uns darin, im fremden China von nun an auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei erwiesen sich unser Hotelbesitzer und diverse Autotranslater Apps als echte Rettungsanker. Keine Ahnung, wie man noch vor zehn Jahren hier ohne Beherrschen von Chinesisch kommuniziert hat – gestikulierend, tanzend oder gar nicht!?
Die grobe Reiseroute wurde hier abgesteckt, die nächsten Fahrkarten gebucht. Von nun an sollten wir uns mit dem Zug in Tagesetappen langsam Richtung Süden vortasten: Über Xi’an, Huangshan, Xianmen, bis nach Hongkong… China, wir kommen! =)
Hallo ihr beiden, viele grüße vom Nil, wo wir gerade eine Kreuzfahrt machen. Wir haben tolles Wetter bei ca36 Grad. Alle gewesenen Berühmtheiten haben wir bereits kennen gelernt. Wir hoffen es geht euch gut bei dieser sicherlich unvergesslichen reise. Und ein bisschen neidisch bin ich dabei auch auf euch. Viele grüße von Anja und Sven
Danke & Schön von euch zu lesen! Um die Nil-Kreuzfahrt beneiden wir euch :-D und wünschen sonniges Wetter und viel Spaß bei weiteren Entdeckungen! Heute ist der Nationalfeiertag in Malaysia und deshalb müssen wir nicht arbeiten, sodass wir Zeit haben etwas die Stadt zu erkunden.
Liebste Grüße an euch beide!!
Ihr Lieben,
eure (deine, Michaela!) Power bewundere ich. Nach meiner Venen-OP schlaf ich in keinem Hotel, sondern zu Hause, wo ich alles find, was ich hab und ich auch bequemere Positionen zum Zähneputzen finde …
Ich freue mich über eure Jung-Dynamik.
Ich wünsch eeuch viel Glück und Dir, Michaela weiter gute Besserung!
Der Daddy, Darmstadt
Ps.: Danke für die schönen Bilder und den Film, der fast an die spanischen Churros erinnert …