Zwischenetappen in Thailand

Wir legten in Thailand keine weiten Strecken zurück. Lediglich vier Zwischenetappen gab es; an den einzelnen Stationen blieben wir dafür eine ganze Weile. Wir entschieden uns neben dem Work-Away bei Pak-Chong und dem obligatorischen Aufenthalt in Bangkok für die Küstenstädte Hua Hin und Pattaya, weil sie innerhalb kurzer Zeit und ohne Übersetzen mit dem Boot per Zug erreichbar sind.

Bangkok

Bangkok ist ähnlich wie Berlin keine homogene Stadt, sondern eine Stätte mit vielen Städten, jedes Viertel eigen. Hier ein paar Impressionen von den Rosinen, die wir uns herauspickten:

Roof Top Bar + Hang Over II Suite

Von unserem Hotel um die Ecke stolperten wir in den State Tower, weil wir uns fragten, was dieses große Gebäude wohl beherbergte. Mit dem Aufzug ging es in die von unseren Mitfahrern gewählte oberste Etage. Unterwegs freuten wir uns noch über die wohlriechenden, gutaussehenden Menschen, die mit uns die Fahrstuhl-Kabine teilten. Sie in nobler Abendgarderobe, wir in unserer Reise-Alltags-Kluft. Ganz oben bemerkten wir dann, dass wir in der legendären Roof-Top-Bar gelandet waren. Ich flüchtete mich aufs fürstliche Klo, wo schon ein Bediensteter bereitstand, um mir zum Händeabtrocknen mein persönliches Handtuch zu reichen. Als ich wieder herauskam, erzählte mir Michaela, dass ihr diskret mittgeteilt worden sei, dass ich mit meinen kurzen Hosen und den Birkenstock-Schlappen so leider nicht reingelassen werden dürfe, da hier für Männer ein Dresscode herrsche und geschlossene Schuhe sowie lange Hosen vorgeschrieben seien. Wir könnten aber gerne wiederkommen, sobald wir umgezogen wären…

Auf dem Weg hinunter hielten wir wegen Zustieg in einer Etage, wo wir spontan den Lift verließen, um nach unserem höflichen Rauswurf wenigstens noch ein Stockwerk des ansässigen Luxushotels zu besichtigen. Es stellte sich heraus, dass hier Hang Over II gedreht worden war und wir just vor der berühmten Suite standen. Wir wollten gerade noch ein Erinnerungsbild mit dem Smartphone machen, als wir bemerkten, dass uns ein Security-Mann auf den Fersen war. Wir beendeten also unsere Besichtigungstour und nahmen den Ausgang, wo wir nicht fassen konnten, was uns gerade widerfahren war. Einige Tage vorher noch hatte ein Mitreisender uns erzählt, er habe die Roof Top Bar gesucht, der Tuk-Tuk-Fahrer habe ihn jedoch falsch abgesetzt. Wir hatten sie nicht gesucht und doch gefunden…

Weitere Highlights

Um mich nicht weiter in Details zu verstricken, ab hier stichpunktartig weitere Highlights: Skorpione essen in der Kao San Road, das Party- und Rotlichtviertel Patpong, der Skywalk, diverse Parks, eine private Hochhausführung, bei der wir uns als neureiche Miet-Interessenten einer Suite mit Stadtblick im 12. Stock ausgaben, der Wochenendmarkt Chatuchak, auf dem wir erstmals in Kaufrausch verfielen, der Jamatempel während einer großen Hindufeierlichkeit, deren Namen wir leider nicht mehr parat haben, Schlendern durch die vielen neuen Shoppingsmalls, die Besichtigung des Lying Buddha im Wat Poo, der Ehrfurcht lehrt, das Nationalmuseum (Museum of Siam), das der Nationalidentität gewidmet ist und in dem man interaktiv spannende Details aus der Geschichte Siams erfährt, mehrere Fahrten mit dem Local Boat auf dem Fluss sowie ganz viel Streetfood – von Suppen, über Phat Thai bis hin zu Gebäck.

Ein echter Geheimtipp und günstige Alternative zu den für Touristen fast immer überteuerten Tuktuks stellten sich öffentliche Busse heraus. Eine Fahrt kostet im Schnitt 10 Baht und man lernt meist auch noch nette hilfsbereite Menschen aus der Stadt kennen.

Hua Hin

Hua Hin ist ein bei Thais beliebtes Strand-Domizil, das sich von der Hauptstadt für einen Wochenendaufenthalt bequem in wenigen Stunden erreichen lässt. Auch der König mag es hier und hat sich in Hua Hin einen Nebenwohnsitz eingerichtet. Angeblich hält der Monarch persönlich seine schützende Hand über die Stadtentwicklung. Ihm ist an weniger ausuferndem Sex-Tourismus gelegen, weshalb es hier züchtiger als in anderen Touristenhochburgen zugehen soll. Das können wir mangels Vergleichs-Gelegenheiten aber nicht bestätigen. Was wir sahen ist Folgendes: Es gibt ihn wie überall anderswo. Läuft man durch die entsprechenden Straßen, hört man ein „Hey, handsome man!“ oder ein „Savadika, welcome!“. Man sieht auch hier in Bars westliche Männer fortgeschrittenen Alters mit viel zu jungen Mädchen verkehren (Doppeldeutigkeit unbeabsichtigt).

Wir ließen im Ort die Seele baumeln und fanden mit „Victors Guest House“ eine gemütliche Bleibe – sehr einfach, aber sauber, mit eigener Veranda und keine 20 Meter vom Meer entfernt.

Zu unseren täglichen Ritualen in Hua Hin zählte es, bei einer überaus netten Thai namens On Mittag zu essen, die alters-technisch unsere Oma hätte sein können und sich auch so verhielt – sie mochte uns irgendwie. Für 40 Baht kochte sie uns das leckerste Gemüsecurry, das man sich ausmalen kann. Hier freundeten wir uns mit Rudi und einem zweiten Briten an, die beide ihren Altersruhesitz nach Hua Hin verlegt hatten und bei On im Café Bücher-lesend ihre Nachmittage verbrachten. On weigerte sich strikt, unser Trinkgeld anzunehmen, schenkte uns Bananen und meinte, wir sollen das Geld für unsere Reise aufheben, wir würden es noch dringend benötigen.

Pattaya

Pattaya ist ähnlich wie Hua Hin ein Strandbad nahe Bangkok. Es liegt sogar noch ein kleines bisschen näher, da direkt südlich an der Küste. Die Ausländer-Quote unter den Touristen allerdings ist hier im Vergleich zu Hua Hin bedeutend höher und der Ort hat den Ruf, eine wahrhafte Party-Hochburg zu sein. Die meiste Zeit hielten wir uns am etwas abgelegenen Jomtien Beach auf, wo es etwas Familien-freundlicher zugeht und man von der wilden Seite der Stadt weniger mitbekommt. Hier verbringen viele Russen ihre Ferien. Sie kommen derart häufig und zahlreich, dass sich das Gewerbe vor Ort vollends darauf eingestellt hat. Selbst auf dem Markt werden Preisschilder in kyrillischen Lettern aufgestellt und die Verkäuferinnen haben sich ein ganz passables Russisch angeeignet. Neben den traditionellen thailändischen Speisen werden ihrer Klientel entsprechend auch Borscht und viele weitere russiche Gerichte und Leckereien angeboten. Michaela fühlte sich durch ihren Moskau-Aufenthalt bedingt ganz in ihrem Element.

Schlusswort

Thailand zieht in den Bann. Es bietet beides: Erlebnis und Erholung. Das Land wartet mit einer verhältnismäßig hohen Entwicklung auf – bei gleichzeitig niedrigem Preisniveau. Wir blieben nicht nur die vollen 30 Tage unseres Visums, sondern nahmen uns sogar vor, wiederzukommen, um weiter den Norden zu erkunden. Und das noch während dieser Reise…

One thought on “Zwischenetappen in Thailand

  1. Ich bekomme definitiv Lust, ein Stückchen mit Euch durch T. zu reisen!

    Wunderbare Lektion des Tages: “Suchet nicht, so werdet ihr finden!”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert